Immer wieder wird die Frage gestellt, ob Schindeln im Wandbereich überhaupt behandelt werden sollen oder einen zusätzlichen Holzschutz benötigen, da sie im unbehandelten Zustand und bei konstruktiv und bauphysikalisch einwandfreiem Aufbau ohnehin ein Alter von 50 bis 100 Jahren erreichen.
Zur Klärung dieser Frage ist festzustellen, daß Holz ein organischer Baustoff ist. Jeder im Freien befindliche natürliche Baustoff beginnt im Laufe der Zeit durch Witterungseinflüsse nach und nach zu altern. Die ständigen Temperaturunterschiede und wechselnde Durchfeuchtung machen Holz im bewitterten Außenbereich spröde und es beginnt sich abzunützen. Das Holz verliert an der von UV-Strahlung und Regen angegriffenen Oberfläche nach und nach den Zellinhaltsstoff Lignin. Das übrig bleibende Zellskelett spendet den Wespen reichlich Baumaterial für ihre Nester und dem Holz die silbrige bis dunkelgraue Patina.
Auch bei Schindeln ist dies der Fall. Ihre typisch Vergrauung erhalten die Schindeln aber nur an den von Regen und Sonne ständig belasteten Flächen. An den durch Dachvorsprünge geschützten Seiten eines Hauses können Schindeln ihre natürliche Farbe weitgehend behalten. Regengeschützte und nur von der Sonne erreichte Teilflächen erhalten durch austretende Holzinhaltsstoffe eine tiefbraune bis schwarze Färbung. Die sonst normale, allmähliche Veränderung des frischen, natürlichen Farbtones der Holzoberfläche wird in vielen Fällen durch extreme Verschmutzung durch Industrie und Verkehr negativ beeinflußt.
Es ist sicher nicht nur eine Geschmacksfrage, ob man Schindelwandflächen an einem Wohnhaus der natürlichen Bewitterung überläßt oder ob man sie durch entsprechende Maßnahmen pflegt und schützt. Der Baustil, der Standort, die landschaftsbezogene Eigenart und vor allem das persönliche Empfinden des Hausbesitzers sind in die Überlegungen mit einzubeziehen.
Da verschiedene Behandlungen bzw. Imprägnierungen von Schindeln schon vor der Verlegung der Schindeln möglich oder zu empfehlen sjnd, können die einzelnen Verfahren entsprechend den gegebenen Anforderungen ausgewählt werden:
Es gibt heute eine Vielzahl biologischer Präparate, um Holz zu pflegen. Dazu zählen vor allem Leinöl-Firnis, Rindenfarben, Bienenwachs und andere natürliche Mittel, die meist in Reformhäusern zu erhalten sind. Eine ganze Anzahl am Markt befindlicher BIO-Farben sind alles andere als harmlos und werden sehr oft mit völlig überzogenen Preisen angeboten. Viele dieser nur optisch wirkenden Produkte bieten jedoch meist keine oder nur geringe Schutzwirkung gegen holz-zerstörende Schädlinge in Form von Insekten und Pilzen.
Relativ neu sind flüssige, pigmentierte Schutzanstriche aus pflanzlichen Ölen, die mit wasserabweisenden Wachsen kombiniert sind. Sie sind bläue- und schimmelverhütend und auch für alternde Flächen sehr gut geeignet. Der sehr witterungsfeste, matt-glänzende Anstrich ist auch zur Nachbehandlung von druckimprägnierten Schindeln geeignet und in mehreren Holztönen erhältlich.
Einige der mit Wasser verdünnbare Holzschutzlasuren sind vielfach mit dem blauen Umweltschutzengel-Prädikat gekennzeichnet. Je dunkler der Anstrich gewählt wird, desto höher ist die Schutzwirkung vor Vergrauung. Um eine gleichmäßigere Pigmentverteilung zu erreichen, sollten die Schindeln zuvor mit einem ölhaltigen Mittel vorgrundiert werden.
In vielen ländlichen Gebieten und Städten werden seit Jahrhunderten Zierschindelfassaden mit deckenden Leinölfarben gestrichen. Falsch sind dagegen Lackfarben, da diese schon nach kurzer Zeit wegen fehlender Dampfdurchlässigkeit abblättern.
Seit etlichen Jahren gibt es lösungsmittelfreie, wasserverdünnbare, deckende Anstriche, die sich wegen ihrer hohen Dampfdurchlässigkeit sehr gut bewähren. Neue Schindeln müssen zuvor mit einem ölhaltigen Tauchgrund vorbehandelt werden, vorgefertigte WEISS-Schindel-Elemente können mit einer deckenden Tauchgrundierung geliefert werden.
Alte Schindelschirme lassen sich ebenfalls mit diesen Acryl-Farben renovieren. Nach dem Entfernen der alten Farben ist ein BläueGrundieranstrich erforderlich.
Wenn nach DIN 68 800 mit ölhaltigen Holzschutzmitteln imprägniert werden muß, so können nur amtlich zugelassene Holzimprägnierungsmittel verwendet werden. In der Regel sind alle diese Mittel heute ohne PCPund Lindan-Zusätze und enthalten nur geprüfte und zulässige Mengen an Holzschutzmittel, die für den konstruktiven Holzschutz erforderlich sind. Bie Verarbeitungsvorschriften sind nach Herstellerangaben einzuhalten.
Salz-Imprägnierungen gehören zu den besten und umweltfreundhichsten Holzimprägnierungen. Die im Wasser löslichen Salze gehen mit dem Holz in einer etwa dreiwöchigen Zwischenlagerung eine hochfixierende chemische Verbindung ein und geben ihm einen sehr wirksamen und witterungsbeständigen Schutz gegen alle Pilz- und Holzschädlinge. Je nach der Grundfärbung des Holzes erhalten die Schindeln eine hell- bis dunkeloliv-braune, lichtechte Reaktionsfärbung. Die Datenblätter der Salze sind zu beachten.
Jahrzehntelange Erfahrung mit dieser Kesseldruck-lmprägnierung und den geprüften deutschen Holzschutzsalzen hat gezeigt, daß der Vergrauungsprozeß bei Schindeln im Außenbereich sehr gleichmäßig abläuft. Gravierende Farbunterschiede bei ungleichen Bewitterungszonen, wie sie bei rohen Holzschindeln zu beobachten sind, werden vermieden. Der Farbton kommt der natürlichen Patina des Holzes sehr nahe.