Die oft gestellte Frage nach der Haltbarkeit eines Schindeldaches hängt jedoch eng mit der verwendeten Holzart und der Steilheit des Daches zusammen. Eine alte Faustregel lautet: Dachneigung = Lebensdauer des Daches in Jahren.
Diese allgemeine Regel wird auch für viele andere Bedachungsmaterialien verwendet und gilt bei richtiger Wahl des Schindelmaterials.
Als offizielle Deckungsregel gelten zum heutigen Tage die:
Regeln für Dachdeckungen mit Holzschindeln
aufgestellt und herausgegeben vom
Zenralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks
-Fachverband Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik - e.V. und vom
Deutschen Dachdeckerhandwerkes und vom
Bund Deutscher Zimmermeister im Zentralverband des
Deutschen Baugewerbes e.V.
herausgegeben im April 1986.
Die Qualifizierung der Holzschindeln und Festlegung der Maße und Deckungsart bzw. Bezeichnung und Herstellerangaben ist in der DIN-Norm 68 119 festgelegt.
Je nach Ausführung des Traufaufbaus (mit oder ohne Einlaufblech) bzw. Schindellänge ist nahe der Unterkante des Traufbrettes für die erste Schindelreihe eine Leiste, oder am Einlaufblech eine entspreche Sicke anzubringen.
Die erste Traufschindelreihe wird mit einem je nach Erfordernis notwendigen Dachüberstand mittels Abschnürung angelegt und dann jede Schindel mit zwei flächenbündig eingeschlagenen Schindelstiften befestigt. Die zweite und dritte Trauflage wird je nach Dachneigung um 1 bis 2 cm weiter ausgestellt. Diese Traufausführung ergibt drei wirksame Tropfkanten und verhindert ein kapillarartiges Aufsteigen von Tropfwasser zwischen den Schindellagen.
Die vierte und alle weiteren Schindelreihen werden entsprechend der vorgegebenen
Reihenabstände eingeschnürt und befestigt.
Je nach Feuchtigkeitsgehalt müssen die Schindeln mit einem Fugenabstand von 1 bis 5 mm verlegt werden. Nasse Schindeln können praktisch fast dicht gestoßen werden, während bei sehr trockenen Schindeln unbedingt ein entsprechender Fugenabstand einzuhalten ist.
Bei allen Schindeln mit ungleichmäßigen Schindelbreiten muß der Seitenversatz der Fugen von der ersten zur zweiten Schindelreihe mindestens 3 cm, der Versatz der ersten Reihe zur dritten Reihe mindestens 2 cm betragen. Schindeln mit mehr als 25 cm Breite sollten geteilt werden, um einer späteren Rißbildung vorzubeugen.
Es würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, wenn von jedem Detail-Objekt alle möglichen Ausführungen eingehend erläutert würden. Es werden deshalb auch nur die wichtigsten oder besten Lösungen in Wort und Bild dargestellt. Eine ausführliche Abhandlung mit Zeichnungen und Bildern während der Arbeiten wird in der Werksnorm des Verfassers herausgegeben.
Eine schöne und auch technisch hervorragende Lösung ist der eingebundene Schindel mit gestutztem Eck. Die Ortgangschindel kann durch verschiedene Zierschnitte dem Stil des Hauses angepaßt werden. Werden die notwendigen Zuschnitte vorgefertigt, läßt sich die Eindeckung sehr rationell ausführen.
Von den vielen Möglichkeiten der Gratausführung ist der relativ zeitaufwendige Schwenkgrat und der vom Verfasser weiterentwickelte eingebundene, aufgelegte Grat wohl die beste Lösung. Dieser eingebundene Grat ist jedoch wesentlich rationeller auszuführen und kann auch bei ungleichen Dachneigungen ohne Probleme verwendet werden. Das wechselseitige Gratgebinde kann unabhängig von den aus der Dachfläche ankommenden Schindelreihen eingebunden werden.
Auch bei den Kehlen gibt es mehrere Ausführungen. Die dauerhafteste Lösung ist die vertiefte Blechkehle aus Edelstahl und fast die einzige Möglichkeit bei flachen Dachneigungen. Eine eingebundene Schindelkehle oder Schwenkkehle mit Unterläufer oder wechselseitig auslaufenden Schindelscharen ist sehr arbeitsaufwendig. Bei diesen Schindelkehlen muß der Kehlsparren eine Mindestneigung von 27 Grad haben und bei der Verlegung ergibt sich durch die Unterläufer usw. eine 4-bis 5-lagige Deckung. Diese Kehlen sind mehr schön als gut, und die sich daraus ergebenden Probleme sind im vorangegangenen Kapitel ausführlich beschrieben worden.
Schon bei der Planung der Unterkonstruktion muß die Ausführung des Firstes wegen der notwendigen Entlüftung durchdacht werden. Es gibt einseitige und doppelseitige Schindellüfterfirste in sehr verschiedenen Ausführungen. Falls die Dachentlüftung mit speziellen Blechlüftern gelöst wird, kann die Firstlinie mit einem wechselseitig gedeckten Schargebinde ausgeführt werden. Empfehlenswert ist eine Abdeckhaube aus Kupfer. Bei Regenwetter werden vom Kupferblech Ionen freigesetzt, die den Ansatz eines Algenbelages sehr nachhaltig verhindern. Da die Kupferhaube mit der Schindeldeckung nicht in Berührung kommt, kann sich die Patina ungestört ansetzen.
Die Anschlüsse an aufsteigenden Gebäudeteilen im Bereich der Dachfläche wird am besten mit einem normalen oder vertieften Stehfalz gelöst. Da sie jedoch von den Inhaltstoffen der Holzschindeln angegriffen werden, sollten auch hier nur Edelstahlbleche verwendet oder mit einem Korrosionsschutzanstrich behandelt werden.
Frisches Holz wird von den UV-Strahlen der Sonne angegriffen und ähnlich wie beim Sonnenbrand in der obersten Schicht zerstört. Das übrig gebliebene Zellenskelett läßt das Holz je nach Wetterlage und Tageszeit grau bis anthrazit erscheinen. Diese natürliche, beliebte Holzpatina gibt dem Schindeldach seine prägnante Ausstrahlung.
Mit den Niederschlägen werden die unterschiedlichsten Verunreinigungen als Schwebstoffe auf allen Dächern abgelagert. Diese ständigen Ablagerungen begünstigen den Algenbewuchs und an den ungünstigen Nordseiten auch die Bemoosung der Dachflächen.
Bei einer konstruktiven Vorsorge gegen Algen und Moos kann z. B. parallel zu jeder zehnten Schindelreihe ein schmaler etwa 2 cm breiter Kupferblechstreifen bündig mit der Schindelfußfase befestigt werden.
Eine nachträgliche Wartung oder Pflege beschränkt sich auf eine regelmäßige Überwachung auf übermäßige Ablagerungen von Umwelteinflüssen und Laub. Das Begehen des Daches ist nur mit gepolsterten Dachleitern vorzunehmen, um starke Ablagerungen mit weichem Besen oder Bürste zu reinigen.