Techniken zur Herstellung von Holzschindeln

Radialschnitt oder Tangentialschnitt

Beim Spalten oder Sägen werden Holzschindeln in zwei Hauptarten, d. h. nach stehenden oder liegenden Jahren hergestellt oder nachträglich weitgehend nach diesen Kriterien sortiert.

Radialschnitt

Schindeln mit stehenden Jahresringen, sogenannte Riffts. Dazu zählen die gesägten Schindeln aus Western Red Cedar und Yellow- Alaska Ceder in der Qualität Nr. 1, Tiroler Lärchen- und Fichtenschindeln, Täferschuppenschindeln aus Lärche, Fichte, Red Cedar, Eiche und Buche, Allgäuer Fichten­Zierschindeln und fast alle kanadischen Straightsplit- und Tapersplit-Shakes, (Chilenische Alerce-Schindeln dürfen auf Grund des Artenschutz-Abkommens nicht mehr importiert werden).



radiale Spaltung - nach stehenden Jahresringe

Tangentialschnitt

SchindeIn mit liegenden Jahresringen (Fladerwuchs). Dazu gehören: Gesägte Red Cedar- und Yellow-Alaska Cedar-Schindeln der 2. Qualität, White Cedar Nr. A, B und C,

und gespaltene Lärchen- und Fichtenschindeln nach Salzburger Art.


Beispiel für tangentiale Spaltung (Fladerwuchs)
tangentiale Spaltung - es entstehen Schindeln mit liegenden Jahresringen

Über die Wertigkeit bei den Arten gibt es sogar unter Fachleuten differenzierte Meinungen. Bei eingehender Betrachtung muß man den Riffts-SchindeIn die meisten Pluspunkte einräumen. Schindeln mit stehenden Jahresringen schwinden in ihrer Breite nur sehr wenig und neigen wesentlich weniger zum Reißen. Bei feinjährigem Wuchs ist auch beim weichen Frühholz, im Gegensatz zum harten Spätholz, nach langer Bewitterung eine geringere Abnützung festzustellen.

Ganz anders verarbeitet man im Salzburger Land viele Schindeln mit liegenden Jahresringen, und sie haben sich allem Anschein nach auch bewährt. Man ist dort der Ansicht, daß die in mehreren Lagen liegenden Spätholz-Jahresringe einen guten Schutz gegen schnellen Verwitterungsabrieb abgeben.

Diesem Argument ist entgegenzuhalten, daß im Tangentialschnitt gefertigte SchindeIn durch die ständigen Bewegungen und starkem Schüsseln extrem zum Reißen neigen und auch erheblich größere Quell- und Schwindwerte aufweisen.

 

Durch Spalten erzeugte Schindeln

Natürlich werden auch sogenannte traditionell handgespaltene Schindeln nicht mit der Hand, sondern mit der Klotzhacke und dem Schlegel hergestellt. Im Laufe der Zeit hat man in aller Welt mehrere unterschiedli­che Werkzeuge und Maschinen zum Spalten von Schindeln entwickelt. Im Prinzip sind sie in ihrer Wirkung alle gleich. Die relativ stumpfe Schneide des Spaltkeiles dringt in das Holz ein, sprengt oder reißt das Holz weitgehend längs des natürlichen Faserverlaufes auseinander. Die Herkunft der Kraft spielt beim Spalten nur eine untergeordnete Rolle.

Unterschiede ergeben sich aber durch spezielle Spaltmethoden, die in der entsprechenden Behandlung und Eigenart des zu spaltenden Holzes liegen.


Parallele Spaltung

Ausgangspunkt ist ein auf Schindellänge gekappter Stammabschnitt, der zu Schindeln mit stehenden Jahresringen (Radialschnitt) verarbeitet werden soll. Je nach Größe wird der Rundling gedrittelt, geviertelt oder in noch mehr Schindelklötze aufgeteilt; bei Lärchen- und Eichenholz wird auch das Splintholz entfernt.
Im Anschluß werden die einzelnen Schindeln in den gewünschten Stärken abgespalten. Wenn der Spaltkeil immer an der gleichen Klotzseite angesetzt wird, erhält man parallel gespaltene Schindelrohlinge.


Herstellung von Straightsplit Shakes - parallel gespalten
parallele Spaltung / Straightsplit Shakes

Da der Spaltverlauf auch bei ausgesuchten Hölzern nicht absolut glatt und gleichmäßig verläuft, müssen an den einzelnen Rohlingen die Unebenheiten mit dem Zieh-, Zug- oder Reifmesser keilig ausgeputzt werden. Gleichzeitig wird die Schindel noch konisch zugeschnitten und mt einer Fase (Spranz ) versehen.



abziehen und ausputzen der Schindeln

Daß damit die Schindel in der Faser nicht mehr vollständig gerissen ist, sondern die Oberfläche ähnlich wie bei der gesägten Schindel oft stark beschnitten ist, leuchtet ein.

Es sind in erster Linie Lärchen-, Fichten- und Eichenschindeln, die in dieser sogenannten traditionell-handgespaltenen Methode angeboten werden. Sie werden in Längen von 120 bis 500 mm hergestellt und haben meist unregelmäßige Schindelbreiten von 60 bis 180 mm.

Seit ein paar Jahren werden extrem feinjährige Lärchen-, Rot-Zeder- und Alaska­Zederschindeln in Kanada nach traditioneller europäischer Art in überdurchschnittlicher Qualität gefertigt. Diese parallel gespaltenen und anschließend keilig zugerichteten Schindeln sind selbstverständlich gefast. Gegenüber heimischen Schindeln lassen sie sich durch die größeren Durchschnittsbreiten schneller verlegen.

Die 700 bis 900 mm langen alpenländischen Legschindeln werden parallel gespalten. Sie werden aber nicht konisch zugerichtet, sondern nur grob geglättet, d. h. sie sind oben und unten gleich dick. Verwandt dazu sind auch die in den Balkanstaaten verwendeten Nutschindeln oder die früher im Schwarzwald und der Baar verwendeten, gefasten Legschindeln, die in Rückendeckung auf den Dächern verlegt wurden.

Ähnlich wie die LegschindeIn werden in Kanada parallel gespaltene Schindeln, „Straightsplit“ = gerade gespalten, gefertigt. Die Lieferlängen sind 450, 600 und 800 mm. Da diese Schindeln sehr rustikal gespalten sind, sind sie relativ schwierig zu verlegen.

Eine in Amerika häufig verwendete Schindelart aus Rot- und Yellow-Alaska-Zeder nennt man Resawns. Sie wird in doppelter Schindelstärke parallel gespalten und anschließend mit einer Bandsäge in ihrer Dicke diagonal zu zwei keiligen Schindeln aufgetrennt. Die später sichtbare Vorderseite ist gespalten und die Rückseite gesägt. Sie wirkt in der Fläche sehr rustikal und wird bei uns auch „Indianer-Schindel“ genannt.


Konisch gespaltene Schindel (Tapersplit)

 

Diese Spaltmethode ist fast nur bei Rot­Zedernholz üblich

 

Dreht man einen Schindelklotz nach jedem Abspalten einer Schindel um 180 Grad, so erhält man bei gut spaltbarem Holz ohne weitere zusätzliche Bearbeitung konische Schindeln. Die aus Kanada importierten Spaltschindeln dieser Art nennt man Tapersplit-Shakes. Sie werden in den Längen 450 und 600 mm eingeführt und meist für rustikale Dachdeckungen verwendet.

Die Schindeln sind an der Oberfläche in der Regel stark strukturiert. Ihre Dicke ist sehr schwankend. Normalerweise werden diese Schindeln auch nicht zusätzlich ausgeputzt und erfordern daher bei der Verlegung eine gewisse Fertigkeit. Da die Schindeln durch die grobe Spaltung nicht dicht aufeinander liegen, ist wegen der Flugschneegefahr auf jeden Fall ein dichtes Unterdach mit Konterlattung zu empfehlen.



konische Spaltung

Auch in Deutschland werden seit einigen Jahren Schindeln nach dieser Spaltmethode hergestellt. Das Ausgangsprodukt ist Rot-Zeder-Schnittholz, das zu Schindeln aufgearbeitet wird. Da die Maße der Einschnittbohlen auf Zollmaße festgelegt sind, sind die gewonnenen Schindeln meistens einheitlich 100 mm oder 150 mm breit.


 

Gesägte Schindelqualitten

Mit der Erfindung verschiedener Sägemaschinen wurde die Holzbearbeitung grundlegend verändert. Der Baustoff Holz hätte wohl ohne diese Entwicklung nicht die Bedeutung von heute. Betrachtet man den Sägevorgang, kann Holz quer, längs und auch diagonal zur Faserrichtung durchgetrennt werden. Dabei werden die Holzfasern in ihrem natürlichen Verlauf mehr oder weniger durchschnitten. Hierbei ist die Ideallinie für den Sägeschnitt, wie beim Spalten, der Faserverlauf des Holzes. Doch dies ist, auch bei sorgfältigster Bearbeitung, nur annähernd möglich. Auch bei der Schindelfertigung fand die Säge schon sehr früh ihren Einsatz, anfangs sicherlich mit sehr unterschiedlichem Erfolg.

Die Mißachtung der grundlegenden Erfordernisse an eine Holzschindel, war dann auch schnell die Ursache durchaus vermeidbarer Schäden. Die richtige Behandlung des Schindelholzes und der Zuschnitt zu SchindeIn erfordert eine nicht unerhebliche Erfahrung. Feinjährige und witterungsbeständige Holzarten, im Zusammenhang mit einer sachgerechten Fertigung, haben der gesägten Schindel einen beachtlichen Stellenwert verliehen. Es wäre sicherlich nicht richtig zu behaupten, daß die gesägte Schindel in ihrer Wertigkeit die gerissene Schindel überbieten könne.

Im Wandbereich spielt die Frage, ob gesägte oder gespaltene Schindel, ohnehin mehr eine gestalterische Rolle, denn die Haltbarkeit gesägter Schindeln von über 100 Jahren sind eine genügende Rechtfertigung für deren Verwendung.

Auf dem Dach hat die gespaltene Lärchen-, Eichen- und Fichtenschindel eine längere Lebensdauer. Und sicherlich gilt dies auch für alle anderen gespaltenen Holschindelarten, doch weist die Alaska Zeder Nº 1 Extraklasse gesägt in 3-lagiger Deckung einen entscheidenden Vorteil auf.

Sie ist bei schweren Prüfungen nach DIN 4102 Teil 7 als harte Bedachung zugelassen worden und hat die Bedingungen zum Nachweis der Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme auch nach verschärften Bedingungen erfüllt.

Im weiteren besticht diese gesägte Schindelart durch ihre hohe Staub- und Flugschneedichtigkeit. Außerdem können durch eine schwerauslaugbare Kesseldruck-Imprägnierung auf CK-SaIz-Basis wesentliche Nachteile gegenüber den gespaltenen Schindeln aufgehoben werden.

Durch die verschiedenen Herstellungsverfahren sind auch die erzeugten Schindeln in Art und Qualität sehr unterschiedlich. Die meisten gesägten Holzschindeln sind konisch geschnitten. Die sägerauhe Oberfläche wird im später sichtbaren Bereich bei billigen Produktionen geschliffen, was sich sehr nachteilig durch ungleiche Aufnahme von Farben oder Lasuren auswirkt.

Die aus Westkanada importierten SchindeIn werden mit der Kreissäge geschnitten und sind in folgenden Qualitäten lieferbar:

•     Nr. 1 — Blaues Etikett: fehlerfreie Schindeln mit 1 00 Prozent stehenden Jahresringen

•     Nr. 2 — Rotes  Etikett: liegende und stehende Jahresringe mit Ästen und Fehlern im später nicht sichtbaren oberen Teil

Im Wandbereich werden oft auch Import­schindeln verwendet, deren Oberfläche noch zusätzlich gerillt oder geschliffen ist.

Fast alle europäischen Schindelarten werden mit einer 45-Grad Abfasung hergestellt und geliefert. Der seit altersher übliche Spranz am Schindelfuß ist für die Lebensdauer der Schindel sehr wichtig. Wie langjährige Untersuchungen ergaben, sammeln sich unterhalb der Schindelfußlinie bei ungefasten Schindeln Schmutz und abgewitterte Holzfasern an, weil sie vom Regen nicht erreicht werden. Diese Ablagerung verwandelt sich in ganz kurzer Zeit in einen Nährboden für Algen, Pilze und Moose, die ihrerseits die Schindeln angreifen und die notwendige Austrocknung der Schindeln erschweren.

Bei gefasten Schindeln wird das Dach vom Regenwetter weitgehend von selbst gereinigt, da der Regen die ganze sichtbare Schi­deloberfläche einschließlich er angeschrägten Fußkante erreicht und ansammelnde Fasern bzw. Staub sofort abträgt. Teils aus Unkenntnis oder preislichen Gründen wurden und werden kanadische Rot-ZederschindeIn in gesägten und gespaltenen Arten auch heute noch vielfach stumpf-gekappt zur Dachdeckung verwendet, obwohl sich dadurch gravierende Nachteile in bezug auf die Lebensdauer eines Holzschindeldaches ergeben.

Auch im Wandbereich ist eine gleichmäßigere Bewitterung der Schindeloberfläche durch 45-Grad-Fase von großem Vorteil. Vor allem bei Schindeln aus Rot-Zeder hinterläßt das natürliche Ausbluten derZederinhaltsstoffe starke Verfärbungen an der sichtbaren Schindeloberfläche, welche infolge des Vordach-Effektes der ungefasten Schindelfußkante von Sonne und Regen nicht abgetragen werden können.