Die Schindelwand

 

Bauen und Wohnen mit Holz ist heute wichtiger denn je.

Die Klimaveränderungen der Vergangenheit überwand der Mensch vor allem durch den ständig nachwachsenden, sauerstoffspendenden Wald.

Unbelastet von Entsorgungsproblemen wird Holz auch in Zukunft wohl der nützlichste und zugleich gesündeste Baustoff der Menschheit sein.

Die natürlichen Wärmedämm-Eigenschaften des Holzes wurden schon früh erkannt. Die Holzschindel wird daher seit altersher zum Schutz der Außenwand mit bestem Erfolg genützt.


Eine Schindelwandverkleidung hat mehrere wichtige Funktionen zu erfüllen:

  • Schutz des Baukörpers vor dessen Durchfeuchtung durch Schlagregen von außen.

Gleichzeitig wird das Mauerwerk vor direkter Kaltluft und der damit verbunden Auskühlung geschützt, damit die Wärmedämm- und Wärmespeicherfähigkeit des Außenmauerwerks nicht gemindert wird oder verlorengeht.

  • Schutz vor extremen Witterungseinflüssen:

Ein normaler Außenputz ist zwischen Tag und Nacht oft extrem hohen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Eine Schindelwandbekleidung sorgt bei hohen Außentemperaturen durch die Luftzirkulation

(Kaltfassade/Kaminwirkung der Hinterlüftung) für ein angenehmes Raumklima.

  • Schutz vor schädlicher Kondensationsfeuchte:

Der besonders in der kalten Jahreszeit von innen nach außen dringende Wasserdampf wird im Normalfall durch eine einwandfreie Hinterlüftung schadlos abgeführt. Bei Schindelwandverkleidungen geschieht dies aber auch ohne direkte Hinterlüftung (Warmfassade), da durch die Fugen der Schindeln und durch die besonderen hydrostatischen Eigenschaften des Holzes, die von innen kommende Feuchte ohne Probleme diffundieren kann. Das Ergebnis ist, daß das Mauerwerk als Wärmespeicher voll erhalten bleibt und damit eine Durchnässung der Wand verhindert wird. Folgen wie Schimmelbildung, das Ablösen von Tapeten und andere Schäden an den Innenseiten der Außenwände können dadurch vermieden werden. Nicht zuletzt wird eine erhebliche Heizkosten-Ersparnis erreicht.

  • Schutz vor UmweItlärm:

Da Holzschindeln auch bei Sturm und Regen keine Eigen-geräusche verursachen und außerdem gute Schalldämmung aufweisen, ist auch für menschliches Wohlbefinden gesorgt.


Schindeln in ungleichen Breiten

 

Schindelgrundbedarf - Mengenberechnung in Breitenmetem:

Bei allen HolzschindeIn mit unregelmäßigen Schindelbreiten wird der Bedarf seit altersher nach Breitenmetern ermittelt. Diese Berechnungsart nach Breitenmeter ist auch in den „Regeln für Dachdeckung mit Holzschindeln“ und in der DIN-Norm 68 119 festgelegt.

Breitenmeter:

Ein Breitenmeter (Abkürzung: Bm) ist das Liefermaß für einen Meter dicht nebeneinander liegender Schindeln bezogen auf 20 Prozent Holzfeuchtigkeit. (eine Schindelreihe á 1 mtr)

Anmerkung:            Notwendige Verlege­fugen sind nicht berücksichtigt.

Reihenabstand:

Der Reihenabstand ist der sichtbare Abstand von Schindeireihe zu Schindelreihe. In der DIN 68 119 ist festge­

legt, daß Schindeln mit unregelmäßigen Breiten nach Breitenmeter berechnet werden. Diese in Deutschland, Österreich und der Schweiz übliche Breitenmeter-Berechnung ist ein korrektes Maß für die Bedarfs- und Preisermittlung.

Der Reihenabstand ergibt sich aus der Schindellänge und der geforderten Deckungsart. In unserer Beckungstabelle finden Sie die Reihenabstände für die einzelnen Schindellängen nach DIN 68 119. Diese Maximalwerte dürfen nicht überschritten werden. In der Regel wird der Reihenabstand bei Außenwandverkleidungen den gestalterischen Gegebenheiten des Objektes angepaßt und um 5-50 mm enger als nach den DIN-Werten festgelegt.

Ist als Unterkonstruktion eine Lattung vorgesehen, muß der Lattenabstand den Erfordernissen und Maßen der Schindelreihenabstände entsprechen.

Der Schindelgrundbedarf ist die für eine Deckfläche benötigte Schindelmenge, angegeben in Breitenmetern.

Er wird wie folgt errechnet:

Schindelgrundbedarf in Breitenmeter = Deckfläche in m² : Reihenabstand in Meter,

Zusätzlich benötigte Schindelmengen für Fußlinien, Leibungen, An- und Abschlüsse müssen gesondert errechnet werden. Außerdem muß der Mehrbedarf für die Anfangsreihen und den Verschnitt berücksichtigt werden.

Ein Preisangebot nach Quadratmetern ist mit Vorsicht zu betrachten, da von einigen Anbietern bei der Bedarfsermittlung neben zu weiten, nicht der DIN 68 119 entsprechenden Reihenabständen, auch noch die Luft zwischen den Verlegefugen berechnet wird. Das gleiche gilt auch für den Bundinhalt.

Vielfach werden die kanadischen Importschindeln in Deutschland per Square angeboten (auch aus Unkenntnis der vorhandenen DIN-Normen). Ein Square ist ein englisch-amerikanisches Flächenmaß von ca. 9,30 m² in 3-lagiger Deckung..

Die kanadischen Schindelhersteller verwenden dieses Deckmaß als Berechnungseinheit und Liefermenge für ihre Schindeln, die dann je nach Qualität in Bündel oder Kartons verpackt werden.

Eine komplizierte und für Fachunkundige schwer verständliche Berechnungsart: Dabei wird ein Square bei den meisten angebotenen Qualitäten in 3-lagiger Deckung berechnet.

Jeder Square besteht bei den gesägten Qualitäten aus vier Bund, bei den gespaltenen Qualitäten meistens aus fünf Bund.

Ausnahme:

Bei der Superwand­Qualität erfolgt die Berechnung in einlagiger Deckung; ein Karton entspricht einem Square bei 36 cm Reihenabstand.


Konstruktiver Aufbau einer Schindel-Wandverkleidung

  • Unterkonstruktion

Die für den Unterbau einer Schindelwandbekleidung verwendeten Konterlatten, Traglatten oder Schalungen müssen mindestens der Güteklasse II nach DIN 4074 Teil 1 entsprechen und müssen nach DIN 68 800 (Holzschutz im Hochbau) imprägniert werden. Vor Beginn der Montage müssen die einschlägigen Vorschriften der DIN 18 516

Teil 1 (Entwurf 1 982 Außenwandbekleidungen und Unterkonstruktion, DIN 4108 (Wärmeschutz im Hochbau),

DIN 18 202/203 (Maß- und Holzwerkstoff-Toleranzen), mit in die Planung einbezogen oder vereinbart werden.

Bei Gebäuden bis zu 2 Vollgeschossen mit einer Gesamthöhe bis 8 m muß für Fassa­denelemente kein statischer Nachweis erbracht werden.

Die Richtlinien der DIN 4102 sind zu beachten.

  • Wärmeschutz

Falls nach der bestehenden Wärmeschutz­verordnung eine zusätzliche Wärmedämmung notwendig ist, so kann diese mit dem Aufbau der Schindelunterkonstruktion eingebaut werden, Es dürfen keine Dampfsperren aus Folien oder ähnlich wirkende Materialien mit der Wärmedämmung eingebaut werden. Wenn aus zwingenden Gründen eine Dampfsperre notwendig ist, so ist diese an der Innenseite der Außenwand einzubauen.

Als Windschutz über der Wärmedämmung werden heute vollkommen dampfoffene, aber winddichte Papiere oder Vliese (z.B. TYVEK-Vlies) verwendet.

 

  • Ausführung

In der Regel beginnt eine Schindelwandverkleidung etwa 30 mm über dem Grund. Andere Maße sind möglich, doch sollte sichergestellt sein, daß die Schindelverkleidung durch Verschmutzung, Spritzwasser und Erdkontakt nicht unnötig belastet wird.

Bei neu verlegten Zedern- und Eichenschindeln können in der Anfangszeit austretende Holzinhaltsstoffe vom Regen auf die unterhalb der Schindelbekleidung befindlichen Gebäudeteile übertragen werden. Dies läßt sich auch durch eine Imprägnierung nur bedingt verhindern. Bei Kunst- oder Naturstein-Mauerwerk oder anderen empfindlichen Wandaufbauten kann an der Trauflinie ein Tropfblech oder eine kleine Regenrinne angebracht werden.


Schindeln Wandaufbau / Konterlattung

Der Aufbau und die Querschnitte der Kon­terlattung richten sich vor allem nach dem vorhandenen Wandaufbau oder den Erfor­dernissen einer weiteren Außendämmung. Je nach den baulichen Gegebenheiten kann die Konterlattung sowohl senkrecht als auch waagrecht angebracht werden.Falls eine zusätzliche Wärmedämmung eingebaut werden soll, muß am Fuß der vor­gesehenen Wandverkleidung eine waagrech­te Konterlatte in der Dicke des gewählten Dämmstoffes angebracht werden. Zur Befe­stigung des Schutzgitters kann unterhalb die­ser


der Schin­deIn zu vermeiden, müssen die Bretter min­destens 24 mm (+/- 2 mm) dick sein. Die Befestigung muß mit nichtrostenden, gerill­

ten Nägeln, Schrauben oder im Fassadenbe­reich zugelassenen Bauklammern erfolgen. Um einem witterungsbedingten Werfen der Bretter vorzubeugen, sollten die Bretter nicht zu breit gewählt werden.

Eine Vollschalung sollte wegen der fehlen­den direkten Belüftung der Schindeluntersei­ten nur in Ausnahmefällen eingesetzt wer­den.

 

Schindeln - Befestigungsmaterial

Schadensfälle aus der Vergangenheit zei­gen, daß für die richtige Befestigung von Schindeln nur Stifte aus nichtrostendem Edelstahl verwendet werden sollten. Vor allem bei Schindeln aus Zedernholz und Eiche sind feuerverzinkte oder galvanisierte Stifte und Klammern nicht zu empfehlen. Bie kleineren Zierschindelarten werden vielfach auch mit geharzten Klammern verlegt. Der wesentlich geringere Auszugswert einer Klammer hat vor allem bei größeren Schin­deIn schon sehr oft zu Schadensfällen geführt.

Ungeübte sind mit der Druckluftnagelung in der Regel überfordert. Namhafte Schindel-verleger in Deutschland und Kanada ver­wenden auf Grund langer Erfahrung zum Bearbeiten und Verlegen von Schindeln fast ausschließlich das Schindelbeil.

Das Eintreiben von Schindelstiften mittels speziell dafür eingerichteter Druckluftgeräte ist möglich. Strikte Voraussetzung dafür ist, daß die Einschlagtiefen-Regelung am Gerät selbst und nicht mit Luftdruckveränderun­gen eingestellt werden kann. Die Verlegelei­stung kann mit einer qualifizierten, sach­gemäßen Bedienung wesentlich gesteigert werden.

 

Befestigungstechnik

 

Die Stifte müssen so lang sein, daß sie mindestens 1 8 mm tief in die Unterkonstruk­tion eindringen. Je nach Länge der Stifte muß der Schaftdurchmesser 1,9 bis 2,5 mm betragen.

Mit Ausnahme von kleinen Zierschindeln bis 60 mm Breite, müssen alle anderen Schindeln mit zwei Schindelstiften befestigt werden. Die Befestigung muß in der oberen Schindelhälfte erfolgen. Die Nagelstelle muß dabei so hoch angesetzt werden, daß die Nägelköpfe von der nächsten Schindelreihe (entsprechend der verwendeten Schindellän­ge und Reihenabstand) um 20 bis 40 mm überdeckt werden.

Der seitliche Randabstand der Nagelstelle beträgt je nach Schindelbreite 1 5 bis 25 mm.

Die Schindeln müssen beim Ansetzen des Stiftes mit der Hand leicht an die Fläche anged rückt werden, bis der flache Kopf des

Stiftes die Schindeboberfläche niederhält. Stifte oder Klammem müssen dabei flächen-bündig eingetrieben werden, jedoch nur so tief, daß die Holzfaser nicht verletzt wird. Zu tief eingedrungene Nägel oder Klammern führen durch die Quell- und Schwindbewe­gungen zum Lockern, Ausreißen oder Spal­ten der Schindeln.

Bei Druckluftnaglern muß der Einschlag­Tiefenbegrenzer so eingestellt werden, daß der Nagel exakt flächenbündig eingetrieben wird, auch wenn die Schindel wie gewünscht nicht satt sondern hohl auf der darunterlie­genden Schindellage aufliegt. (Eine Schindel soll gefühlvoll angenagelt und nicht nieder-genagelt werden).

Die in der Schindelreihe angelegte lose Schindel sollte an der Nagelstelle mit der Nagelmündung des Gerätes leicht ange­drückt werden, bevor der Auslöser betätigt wird. Bequemes Aufschlagen mit gleichzeiti­gem Auslösen des Nageigerätes führt unwei­gerlich zu einer unsauberen Befestigung und zur erheblichen Beschädigung der Schin­deioberfläche.

Nach BIN 68 119 sollten möglichst keine breiteren Schindeln als 250 mm verwendet werden. Der Grund dafür ist die starke Quell-und Schwindwirkung, die bei sehr breiten Schindeln ein Reißen und Ausbrechen an der Nagelstelle bewirkt.

Wichtig: Die Schindelmontage auf Latten-konstruktionen muß so erfolgen, daß die doppelte (Wand) oder dreifache (Bach) Trauf-Schindelreihe am Fußpunkt die Unter­kante der ersten Latte an der Wand etwa 50 mm und beim Dach 50 - 90 mm über­ragt. Bei allen weiteren Reihen müssen die Schindelenden etwa 20 mm über die Unter­kante der Latte ragen.

 

Schindeln  Fugenversatz

 

Je nach Feuchtigkeitszustand des Schin­delmaterials müssen zwischen den Schin­deIn Dehnungsfugen von 1 bis 5 mm einge­halten werden, d. h. frisch KB-imprägnierte Schindeln können praktisch fast dicht an dicht gestoßen werden. Bei sehr trockenen Schindeln muß ein Fugenversatz von 5 mm unbedingt eingehalten werden.